Tracklist:
Winnetou 1
Navigation Lost
Always Know What To Say
Mono
Laika
No Mind For TV
Final Show
Sleepy
Dummy
Rascal
Review:
The Surreal Funfair live up to the name with a circus of peculiar sounds on Navigation Lost—angular analogues and parallel pulses waltzing through the record. Ferris wheel Indie meets side-show synthesizer abstraction. “Always Know what to Say” blends confusion, atonal sounds and unsteadiness into a strange concoction. “3” paints a downtrodden picture with broad synth brushes and pangs of mechanical music. The listener is dragged into madness. “Mono” unnerves and intrudes whilst “Laika” touches on something distortedly lovely. The Surreal Funfair aren’t above, or below, anything. Clean vocals sit adjacent noise, accordion scourges intertwine with analogue chords. Much of the album borders egoistic experimentation. “At Night” is a haunted fairground and uncomfortable. When the sound works it works well, as in estranged and dissociated “Sleep.” At times ugly, but definitely unheard. Not music for a party.
[ — Robbie Geoghegan / Igloo Magain ]
Was könnte man von einem Projekt erwarten, das sich The surreal Funfair nennt. Sicherlich kein alltägliches Easy Listening Erlebnis. Und richtig – das vorliegende Album des berliner Solo-Künstlers Sascha Beyer bietet eine spannende Reise durch elektronische Welten, die er in den Jahren unter dem Namen The Surreal Funfair komponiert hatte. Verliert er sich dabei im Willen, mit allen Mitteln besonders zu sein oder kann der Rahmen und die Ideen das Außergewöhnliche zusammenhalten? Immerhin heißt das Album selbst ja bereits „Navigation lost“
„Winnetou 1“ ist ein sehr behäbiger Track, bei dem die vereinzelten Pieps- und Quäkgeräusche den gewöhnlichen Rahmen kaum belangen können. Klingt ein wenig wie die beginnenden 80er und die Synthieexperimente der damaligen Zeit – immerhin ist der Gesang mehr als angenehm. Das folgende Titelstück setzt auf Jahrmarktstimmung und ist zusammen mit dem folgenden „Allways know what you say“ der eigentliche und gelungenere Einstieg in die Welt vom Surreal Funfair. Erwähnenswert sind in jedem Fall „Mono“ mit einer treibenden Melodie, die wunderbar im Spannungsfeld zwischen notwendiger Standardisierung und schrägem Anderssein umhertaumelt. Noch besser klingt das im bezaubernden „Laika“ – hier wurde wieder verstärkt auf etwas normalere Sounds gesetzt, denoch passt das Lied schlüssig ins Gesamtkonzept und ist gerade durch die minimale Instrumentierung ein wirkliches Sahnestück. Es folgt noch eine spannende Reise durch schräge Jahrmarkts-, Roboter- oder eben einfach Elektrowelten, zu jedem Zeitpunkt klingen The surreal Funfair besonders und eigenständig, zu jedem Zeitpunkt ist es aber ungewiss, wie groß die mögliche Hörerschaft sein könnte.
Ich kann mir vorstellen, dass sich Freunde experimenteller 80er Jahre Musik, Anhänger von Bowie und Konsorten und Fans der Dresden Dolls und anderer Kabarett-Experimente durchaus wohlfühlen könnten. Leicht wird es ihnen auf „Navigation lost“ aber nicht gemacht – langweilig wird es aber dafür auch nie. Und endlich Mal wieder ein elektronisches Album, das zu keiner Sekunde auf einen (stumpfen) Bass setzt. Pauken, Trommeln oder einfach schräges Quäken reichen da aus. Ein besonderes Album mit hohem Wiedererkennungswert und in jedem Fall empfehlenswerter als die drölftausend Standartsound-Alben, die jeden Monat auf den Markt stürmen und nur ein Wave/Elektro Schema kennen
[ — Medienkonverter ]
Liest man von einem Projekt im Vorfeld, es könnte hierbei musikalisch in die 80er gehen, dann ist man heutzutage aufgrund der Flut solcher Musik zu Recht skeptisch. Da auch beim Projekt THE SURREAL FUNFAIR von 80er-Sounds die Rede ist, bedarf es also einer genaueren Beleuchtung. SASCHA BEYER, der dieses Projekt bereits seit vielen Jahren betreibt, ist dabei insofern kein Unbekannter als er neben THE SURREAL FUNFAIR auch bei CHROMATRON dabei ist, die schon auf Vinyl ihre Mischung aus Elektro-Punk und Minimal-Elektronik zum Besten gegeben haben. Auf dem GENETIC MUSIC-Sub-Label NO-EMB-BLANC kommt mit „Navigation Lost“ nun, ja, eigentlich eine kleine Werkschau heraus, die Stücke sammelt, die in den letzten Jahren auf CD-R oder wie z.B. „No Mind For TV“ auf unserem NONPOP-Sampler Vol. 2 erschienen sind – letzteres allerdings in einer etwas anderen Version. Fügen andere Bands ihren Vinylveröffentlichungen als Service mittlerweile Codes zum freien mp3-Download bei, so liegt dieser Veröffentlichung sogar eine CD mit allen Stücken plus zwei Bonusstücken bei. Die Platte kommt in weißem Vinyl und ist ordentlich gemastert und gepresst.
Nähert man sich der Musik, dann lässt sich ein plumpes Andocken an die 80er eigentlich nicht feststellen. In die Untiefen aus simplen Oktavbasshöllen und stupiden Drum-Machine-Sounds gepaart mit flachbrüstigem Gesang gerät man jedenfalls nicht, was aber auch heißt, dass es einem als Hörer nicht allzu leicht gemacht wird.
Aufteilen kann man das Album in eher maschinellere Stücke, die der Minimal-Elektronik und dem klinischen New Wave nahekommen, sowie in etwas verquere, teils kabarettartige Stücke mit hin und wieder leichter Zirkus- oder Kirmes-Sound-Attitüde, die dem Bandnamen alle Ehre machen und die in ihrer Ausprägung an den etwas schrägen Teil des 80er New Wave erinnern – etwa an Stücke wie „Fireside Favourite“ von FAD GADGET mit seinen elektronischen Bläsern und dem wippenden Rhythmus oder auch an „Strict Tempo“ von DAVE BALL und GAVIN FRIDAY. Jedenfalls werden interessante Rhythmuselemente geboten und analoge Soundlandschaften geschaffen, die auch mit „echten“ Instrumenten ausgemalt werden und die nicht nur platt vor sich hin tuckern, sondern Räume schaffen, Dynamik entwickeln und auch mal Abzweigungen nehmen – ein schönes Beispiel hierfür ist „3“. Der Gesang fällt individuell und nicht gewollt monoton oder dilettantisch aus. Am eingängigsten sind sicherlich das „Warm Leatherette“-nahe „Mono“ oder das textlich skurrile „Winnetou I“.
Die auf der CD enthaltenen zwei Bonusstücke ergänzen das Vinyl schließlich noch, ohne allerdings wirklich zwingend zu sein. Vor allem der clowneske Abschluss mit „Rascal“ ist mir zu weit drüber, um noch gut zu sein.
Alles in allem ist „Navigation Lost“ aber eine runde, kompakte und vor allem musikalisch recht ansprechende Angelegenheit geworden, an der man im Gewimmel der 80er Jahre beeinflussten Bands nicht vorbei gehen sollte.
[ — Tony F. / NONPOP ]